Vom 12. bis 14. Juli 2012 will die niedersächsische NPD eine Aktionstour durchführen. In mehreren Städten sind Kundgebungen angemeldet worden. Anlass ist die nationalistische und rassistische „Raus-aus-dem-Euro-Kampagne“, die die Nazipartei bundesweit durchführt. Am 14. Juli wollen die Nazis in Lüneburg am Nachmittag einen „Informationstand“ durchführen. Dies gilt es zu verhindern!
„Raus aus dem Euro“?
Rassistische Hetze und reaktionäre Demagogie
Neonazis versuchen in Zeiten der Krise auf Ängste und Gefühle der Menschen in prekären Verhältnissen einfache Antworten auf komplexe Zusammenhänge zu geben. Mit platten Parolen wird versucht sich als die einzige Lösung für den Ausweg aus der Krise darzustellen. Die aktuelle Kampagne der NPD thematisiert die „ökonomische Krise der europäischen Länder“ und dessen Auswirkungen auf Deutschland. Sie wollen nicht „Zahlmeister Europas sein“ und fordern ein „Nein zur EU-Diktatur“.
Jedoch wird die „Soziale Frage“ immer unter dem völkischem Aspekt gestellt und reaktionär beantwortet. Es geht dabei nicht um Lösungsansätze gegen die eigentlichen Ursachen dieser Krisen – den Kapitalismus und seine wiederaufkehrenden Krisen – sondern um die Vormachtstellung des deutschen Marktes im kapitalistischem Wettbewerb. Die Nazi-Kampagne fordert die deutsche Wirtschaft und das eigene Volk, gegenüber anderen, zu retten. Dabei steht der Erhalt der „nationalen Identität“ im Vordergrund. Nur mit europäischen Staaten, die „von ihrer Mentalität her zusammenpassen“ und ökonomisch tragbar sind, soll kooperiert werden. Kapitalistische Krisenpolitik soll demnach mit einer anderen autoritären Krisenlösung, nach rassistischen Denkmustern, ersetzt werden. Auf der einen Seite stehen danach „Volksgemeinschaften“ mit derselben Kultur, Sprache und Identität und auf der anderen „der Rest“, die „Schuldenmacher“ als Ursache der aktuellen Krise. Solche Auslegung impliziert die Annahme das nur dem deutschen und „deutschähnlichen“ Völkern eine Zukunft berechtigt wird.
Autoritäre Krisenlösungen
Wir erleben gerade die heftigste Krise der kapitalistischen Wirtschaft der letzten 80 Jahre. In einem globalisierten Kapitalismus versuchen sich die einzelnen nationalstaatlich verfassten Wirtschaftsstandorte zu retten. Wenn die deutsche Regierung ihre ökonomische und politische Vormachtsstellung in Europa, die vor allem durch ihre exportorientierte Wirtschaft auf Kosten anderer Staaten und der hiesigen Lohnabhängigen ermöglicht wurde, agrressiv durch den Ruin und die Unterwerfung von Standorten wie Griechenland durchsetzt, betreibt sie kapitalistischen Konkurrenzkampf der Nationalökonomien.
Das häufig gerade in solchen Zeiten irrationale und menschenfeindliche Ideologien an Bedeutung gewinnen ist kein Zufall. Durch vorhandene Ressentiments und autoritäre Charakterzüge unterstützen viele Menschen reaktionäre Formen der Krisenverwaltung. Wenn auf Krisendemonstrationen unter Verwendung antisemitischer Stereotypen in gierigen Machtcliquen die Verantwortlichkeit gesucht und an deutschen Stammtischen rassistisch gegen „faule Griechen“ gehetzt wird, geschieht die Ideologieproduktion nicht selten auch ohne die Hochglanz-Kampagnen als Selbstgänger von unten. So wird der Konkurrenzkampf der nationalstaatlichen Standorte duch reaktionäre Ressentiments legitimiert. Hier können Nazis wie von der NPD anknüpfen und ihre rassitischen und nationalistischen Positionen artikulieren.
Die Propaganda der NPD ist ein gezielter Angriff auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben aller Menschen – unabhängig von Religion, Geschlecht und Herkunft. Die „Lösungs“vorschläge der Nazis stellen nur ein weiteres Zwangskorsett aus rassistischer Ausgrenzung und unsozialer Umverteilung von unten nach oben da. Nazis und Marktradikale stehen für repressive Kontrolle und Ausgrenzung und einer Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung entgegen.
Grenzenlose Solidarität statt forcierter sozialer Ungleichheit und Rassismus!
Die herrschende Wirtschaftspolitik und Maßnahmen zur „Rettung“ der europäschen Wirtschaftsunion – wie z.B. der sog. Fiskalpakt“- bereitet auch einen Nährboden für rassistische Hetze durch alte und neue Nazis, Rassisten und Rechtspopulisten in ganz Europa.
Der Fiskalpakt zementiert nicht nur die soziale Ungleichheit sondern forciert auch die soziale Spaltung in Europa und in Deutschland. Prekäre Arbeitsverhältnisse, Lohn- und Rentenkürzungen, Sozialabbau und Privatisierung werden neben einer Zunahme von Massenarbeitslosigkeit und der Verarmung breiter Bevölkerungsschichten den weiteren Zerfall der Gesundheits- und Sozialsysteme nach sich ziehen. Vertreter_innen aus Politik, Medien und Gesellschaft betätigen sich auf der Suche nach Sündenböcken als geistige Brandstifter_innen und laden die sozialen Konflikte rassistisch auf. Von den tatsächlichen gesellschaftspolitischen Ursachen und den eigentlichen Verursacher_innen der Finanzkrise soll abgelenkt werden. Damit spielen sie rassistischen und neonazistischen Kräften in die Hände, die mit ihrer aggressiven antieuropäischen, nationalistischen und rassistischen Propaganda vom Unmut der Bevölkerung aber auch von Ängsten und Vorurteilen profitieren wollen.
Wir wollen ein anderes Europa als das der Herrschenden, als Merkel und Co. Wir wollen aber erst Recht ein anderes Europa als die NPD oder anderer extremer Rechter von der rassistischen und rechtspopulistischen Verblödungs- und Entsolidarisierungsfront. Wir wollen ein gemeinsames, solidarisches und grenzen- und klassenloses Europa. Unser Schutzschirm ist internationale Solidarität
Gegen Nationalismus, rassistische Hetze und soziale Spaltung – Für eine solidarische Gesellschaft!
Jetzt gilt es das Übel an der Wurzel zu packen und in die antifaschistische Offensive zu kommen. Der grundlegende Pfeiler kapitalistischer Logik – der Kampf aller gegen alle – bietet den gesellschaftlichen Nährboden, auf dem die faschistische Ideologien der Nazis wachsen und gedeihen können. Wenn wir also von Antifaschismus sprechen, meinen wir damit mehr, als ein bloßes „gegen Nazis“. Es geht schlichtweg ums Ganze. Das nach Vernichtung strebende Weltbild der Faschist_innen stellt die Zuspitzung der kapitalistischen Einteilung der Menschen in „verwertbar“ und „wertlos“ dar. Denn auch und gerade die selbsternannte „Mitte der Gesellschaft“ bietet immer wieder Schützenhilfe: Rassistische Abschiebepolitik, repressive Sozialpolitik, Beteiligung an Angriffskriegen, autoritäre Lösungen für die Finanzkrise bieten einen fruchtbaren Boden für das Erstarken rechter Bewegungen.
Neonazis, institutioneller Rassismus, mediale Hetze und ideologische Brandstifter a la Sarazin blasen alle in das selbe Horn der alltäglichen Aus- und Abgrenzung. Im gleichen Atemzug wird, äußerst erfolgreich, versucht, die alltäglichen Folgen des Kapitalismus und seiner Krise durch autoritäre Lösungen zu kaschieren. Die ewigen Parolen vom Gürtel enger schnallen fürs Vaterland, vom Hoffen auf den nächsten Aufschwung, die ewige Abgrenzung und eigene Erhöhung im Vergleich zu anderen Nationen, müssen als das entlarvt werden, was sie sind: Ein ekelhaftes Blendwerk, um den in einer schweren Krise steckenden Kapitalismus um jeden Preis am Laufen zu halten. Es liegt an uns allen, diesem Vorgehen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Solidarische Organisation der Gesellschaft und internationale Solidarität, statt Standortwahn und kapitalistischer Leistungsgesellschaft.
Gemeinsam gegen den alltäglichen Rassismus, staatlich geförderten Naziterror und die tagtäglichen kapitalistischen Zumutungen – Den Antifaschismus in die Offensive bringen!
Aktuelle Informationen findet Ihr auf der Internetseite der Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen