Aufruf der Jugendantifa Uelzen
Nach Fukushima wollen sie es auf einmal alle begriffen haben: Die Regierung feiert ihren Atomausstieg, die Atomkonzerne schwenken um und alle glauben fest daran, dass der Ausstieg jetzt endgültig ist. Nur ein bisschen Zeit will man sich noch lassen, schließlich geht das ja alles nicht von heute auf morgen…
Gleichzeitig läuft jedoch die gesamte Atomindustrie unbeirrt weiter. Es wird Uran abgebaut und angereichert, es werden Brennelemente gefertigt, Atommüll transportiert und nicht zuletzt werden in Gorleben Tatsachen geschaffen. Dass dieses Jahr der 13. Castor ins Wendland rollt, ist nur ein weiterer Beleg für die Unbeirrbarkeit von Regierung und Atomlobby, die ein weiteres Mal versuchen, die Anti-Atom-Bewegung stillzulegen.
Wir können das nicht unbeantwortet lassen und werden dem Atommüll-Transport auch dieses Jahr die Fahrt so schwer wie möglich machen.
Kommt zur Demo nach Uelzen! Beteiligt euch Ende November an den zahlreichen Aktionen in der Region und im Wendland gegen den Castortransport!
RWE, e.on, EnBW, Vattenfall – alles öko?
Den Atomausstieg zu feiern, wird noch unverständlicher wenn man bedenkt, dass jene Konzerne, die jahrelang AKW betrieben haben – und auch noch betreiben – jetzt entwickeln, was wir als regenerative Energien bezeichnen. So wie der französische Atomkonzern Areva, der bereits 2010 ahnte, woher der Wind wehte und den Windanlagen-Hersteller Multibrid aufkaufte, während im Niger in Areva-Minen weiter unter unmenschlichen Bedingungen Uran abgebaut wurde, der Konzern weiter die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague betrieb, die Castor-Transporte durchführte und die Brennelementefertigungsanlage Lingen sein Eigen nennt.
Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass auch die in deutschen AKW genutzten Brennelemente vom Großkonzern Areva kommen und somit RWE und Co in das Unternehmensgeflecht miteinbezogen werden. Diese haben natürlich auch längst auf „regenerativ“ umgeschaltet – auf der Internetseite von RWE prangt jetzt keine Atomstrom-Legitimation mehr, sondern Werbung für Ökostrom, dessen Ertrag wieder in die Atomindustrie fließt. Mit seiner Wind-, Wasser- und Sonnenstrom-Initiative ging der Konzern allerdings diesmal nicht voRWEg, sondern war vergleichsweise recht spät dran. Mal ganz abgesehen davon, dass es nach aktuellem Wissensstand geradezu absurd ist, Wasserkraftanlagen und Monokulturen als ökologisch zu bezeichnen.
Für eine Welt in der keine Atomanlagen mehr möglich sind!
Die Energiekonzerne sind nur eines von vielen Beispielen für die Auswirkungen des Kapitalismus auf unsere Lebensbedingungen: Auf die Gesundheit der Menschen in den Uranminen, auf die Ökosysteme in der Nähe von Wasserkraftwerken, auf die Gewässer und Böden in der Nähe von Biogasanlagen und nicht zuletzt auf die Menschen in Fukushima oder um das Endlager Gorleben. Trotzdem scheint für die Mehrheit der Gesellschaft eine Alternative zum Kapitalismus nicht in Frage zu kommen, sofern dieser überhaupt in Frage gestellt wird.
Die Voraussetzung für eine antikapitalistische, emanzipierte und ökologische Gesellschaft ist die Eigentumsfrage, die wir hier anhand der Energiekonzerne stellen wollen. Um eine menschenwürdige Energieversorgung zu ermöglichen, ist die Enteignung der Konzerne unvermeidlich, ebenso ihre Vergesellschaftung sowie die Dezentralisierung der Energieversorgung.
Wir wollen allerdings nicht bei den Energiekonzernen stehen bleiben, sondern auch weitergehend für ein lebenswertes Leben kämpfen, fernab von Leistung und Konkurrenz. Kapitalismus muss in seiner Struktur immer wieder zu materieller und psychischer Ausgrenzung führen, weswegen eine Alternative keine Frage der Bequemlichkeit sein darf!
Ohne Helm und ohne Knüppel…
Immer wenn Menschen sich, abseits von etablierten Großdemos, direkt gegen die Machenschaften der Atomlobby zur Wehr gesetzt haben, waren sie mit massiver Repression und Polizeigewalt konfrontiert.
Vor und während der Atommülltransporte wirken die Landstriche rund um die Transportstrecken wie besetzt. Schon Wochen und Monate vor dem Castor versuchen Polizei und Verfassungsschutz durch das Abhören der Telekommunikation, dem Anquatschen von Aktivist_innen und Personenkontrollen rund um die Gleise, die Menschen in der Region einzuschüchtern. Wenn es während der Transporte zu störenden Protestaktionen kommt, wird diesen oft mit brutaler Gewalt in Form von Schlägen, Pfefferspray, Tränengas und Wasserwerfern begegnet.
Jüngstes Beispiel für solch einen Polizeieinsatz gab es beim Castortransport 2010, als sich tausende Aktivist_innen an der Kampagne „Castor? Schottern!“ beteiligten.
Bereits im Vorfeld eröffnete die Staatsanwaltschaft hunderte Ermittlungsverfahren gegen Personen, die eine Absichtserklärung unterzeichneten, die das Unterhöhlen der Gleise angekündigt hatte.
Während des Versuchs von tausenden Menschen, die Gleise vor Dannenberg zu unterhöhlen, wurden zahlreiche Aktivist_innen verletzt. Die Polizei griff so massiv durch, dass der Ermittlungsausschuss Wendland später vom brutalsten Polizeieinsatz der letzten zehn Jahre sprach.
Atomausstieg bleibt Handarbeit!
Trotz der Gewissheit, dass es auch dieses Mal nicht leicht wird, werden wir versuchen, den Castor zu stoppen. Wie in den Vorjahren wird der Transport vermutlich über die Strecke Suderburg – Uelzen – Bad Bevensen – Bienenbüttel durch den Landkreis Uelzen rollen, bevor er über Lüneburg in das Wendland gebracht wird. Überall sind vielfältige Aktionen geplant, um dem Castor seinen Weg so schwer wie möglich zu machen. Wir sind solidarisch mit allen Aktionsformen, die den Castor stoppen wollen!
Das Abschalten von acht Atomkraftwerken reicht uns nicht, wir sagen:
Jetzt erst recht!
„Gegen den Strom!“ – Demo in Uelzen
Samstag, 12. November 2011 – 10.30 Uhr
Bahnhof / Vorplatz
Wichtige Links:
BürgerInneninitiative gegen Atomanlagen Uelzen: www.bi-uelzen.de
Bündnis gegen den Castor 2011: www.gorleben-castor.de
Ticker zum Castortransport: www.castorticker.de
Kampagne „Hart Backbord!“ aus Lüneburg: hartbackbord.blogsport.de
Kampagne „Atomstaat stilllegen!“: www.castor2011.org
Kampagne „Castor? Schottern!“: www.castor-schottern.net
Blockadebündnis aus Süddeutschland: www.castor-suedblockade.de
Lesenswertes zum Castor:
Castor 2011 – ja, wir stören!
Aufruf der støren-friedA aus dem widerStandsNest Metzingen
bloxberg.blogsport.de & knast.blogsport.de
Hintergründe zu Prozess und Haftstrafe für Aktivist_innen der Castorblockade 2008