Am 1. Mai 2011 veranstaltete das extrem rechte „Freundschafts- und Hilfswerk Ost“ sein diesjähriges „Frühlingsfest“ im niedersächsischen Wriedel (Landkreis Uelzen). In „Wischhof’s Gasthaus „ im Ortsteil Schatensen trafen sich dazu knapp 100 Personen. Ein Sammelsurium aus Altnazis, sog. „Vertriebenen“, verschiedenen Rechten sowie deren Kinder.
Bei dem „Freundschafts- und Hilfswerk Ost“ handelt es zum eine eindeutig neofaschistische Organisation, um den langjährigen NPD-Funktionär Klaus-Dieter Hoffmann aus Bad Bevensen. Das FHwO vertritt geschichts- und gebietsrevisionistische Positionen und ist seit seiner Gründung in neofaschistischen Strukturen verankert.
Das FHwO wurde 1991 vom damaligen Bremer NPD-Landesvorsitzenden Karl-Heinz Vorsatz gegründet. Der Vorstand des FHwO war und ist immer mit Funktionären der NPD und anderen Nazis besetzt. So gehörten langjährige NPD-Funktionäre wie Ulrich Liss aus Wolfsburg oder Casten Ostrich aus Bad Bevensen dem Vorstand an. Einer der Beisitzer war Ulrich Eigenfeld aus Oldenburg, der mehrere Jahre Landesvorsitzender der niedersächsischen NPD war und heute Bundesschatzmeister der NPD ist. Im Juni 2004 wurde der Nazi Reiner Helke zum stellvertreten Vorsitzenden des FHwO gewählt.
FhwO:
Als Vereinszweck benennt das FHwO die Unterstützung von Deutschen und deren Organisationen in den ehemaligen deutschen Gebieten in Polen. Neben Sachspenden werden „finanzielle Zuschüsse an Kleinstrentner, ehemalige Wehrmachtssoldaten, aber auch zur Pflege der deutschen Kulturarbeit gezahlt“. Für diese scheinbar edelmütigen Ziele sammelt Klaus-Dieter Hoffmann immer wieder auf Veranstaltungen der Vertriebenenverbände Geld und kann seine Organisation dort präsentieren. In eindeutig neofaschistischer Diktion heißt es in einer Einladung zu einer „Schlesien-Rund-Fahrt“: Ziel sei die dortige „Erhaltung und Festigung des Deutschtums“.
Für seinen Verein wirbt Klaus-Dieter Hoffmann in den diversen Zeitschriften der extremen Rechten, so z.B. in der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“, im „Schlesier“ oder der „Nation und Europa“. An einer Veranstaltung des FHwO am 1. April 2004 in Klein Hesebeck, nahm auch der Naziaktivist Christian Worch teil.
Das FhwO vertritt neben geschichtsrevisionistischen Thesen auch revanchistische Forderungen. Mitteilungsblatt des Vereins ist das Organ „Der Ostbote“. Hoffmann betreibt auch einen „Bücher & Literaturdienst“ für seinen Verein, über den er eine breite Palette extrem rechter Literatur und Folkloremusik verbreitet.
Für „Kulturangelegenheiten“ zeichnet für das FhwO Hans-Joachim Leesen verantwortlich. Dieser ist u.a. Autor des „Ostpreußenblattes“ und der extrem rechten Wochenzeitung „Jungen Freiheit“ und unterhält verschiedenste Verbindungen in die gesamte Extreme Rechte.
Selbst das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das FhwO als „rechtsextremistische Organistaion“ ein. Der niedersächsische Verfassungsschutz beobachtet den Verein.
Klaus-Dieter Hoffmann:
Der Vorsitzende des FHwO, Klaus-Dieter Hoffmann, ist seit Jahrzehnten in neofaschistischen Strukturen aktiv. So war er sog. „Gauführer“ der 1991 verbotenen „Wiking Jugend“ in Niedersachsen, mehrere Jahre im Landesvorstand der niedersächsischen NPD und Obmann der „Arbeitsgemeinschaft Heimattreuer Verbände“. Viele Jahre war er auch Kommunalpolitiker für die NPD. So saß er in den 1980er Jahren im Kreistag von Soltau-Fallingbostel und Anfang der 1990er im Stadtrat von Bad Bevensen. 2005 leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen Hoffmann ein, weil er zehn Exemplare der revisionistischen Broschüre „Die neue Sicht von Auschwitz“ bestellt hatte.
Hoffmann veranstaltet seit Jahrzehnten „Frühlingsfeste“. Ab Ende der 1960er Jahre noch für die „Arbeitsgemeinschaft Heimattreuer Verbände“, einem Zusammenschluss von div. Nazis und Organistaionen wie der NPD, JN und Wiking-Jugend. Diese fanden jeweils 1. Mai in der Lüneburger Heide statt. Seit ungefähr 1995 führt Hoffmann diese Feste unter dem Dach des FhwO durch. In den letzten Jahren immer in Schatensen, wo auch andere Treffen vom FhwO stattfanden.
Reiner Helke:
Auch Reiner Helke aus Jameln im Wendland führt Vernetzungstreffen für Nazis und andere extreme Rechte durch. 2002 gründete er den sog. „Arbeitskreis für Menschenrechte und Politik“ im Landkreis Lüchow-Dannenberg, der regelmäßig Veranstaltungen mit neofaschistischen und revisonistischen Referenten durchführte. So traten bei diesem Arbeitskreis u.a. Wolfgang Juchem, Udo Walendy, Günter Deckert und Dr. Rolf Kosiek auf. Helkes parteiübergreifender Arbeitskreis soll der „ideologischen Verständigung“ dienen und extrem rechte Personen können in Kleingruppen ihr revisonistisches Gedankengut verbreiten.
Überregional bekannt wurde Helke, als er 1993 eine Busfahrt für Neonazis aus dem Wendland und der Altmark zum „Rudolf Heß Marsch“ in Fulda organisierte. Helke war damals auch Mitglied des Kirchkreistages Dannenberg. Später war er dann noch für die DVU aktiv und ist heute im Bund der Vertriebenen tätig.
Schatensen 2011:
Ab Mittags trafen die Besucherinnen und Besucher des Festes in Schatensen ein und wurden dort von Klaus-Dieter Hoffmann begrüßt. Aus dem polnischen Opole traf ein Reisebus ein, der eine „Oberschlesische“ Volkstanzgruppe zur Veranstaltung brachte.
Die Besucherinnen und Besucher waren vor allem Menschen im Rentenalter, die vermutlich 1945 als Kinder umgesiedelt sind und heute in den div. Vertriebenenverbänden aktiv sind. Diese haben auch ihre Kinder und Kindeskinder mitgebracht. Mehrere Kinder spielten auf dem Spielplatz und tobten um das Gasthaus. So werden die Kinder schon mit rechtem Gedankengut konfrontiert und im Sinne der Vertriebenenfunktionäre und rechten Aktivisten erzogen.
Es spielte auch ein Gitarrentrio, welches offensichtlich aus der völkischen Jugendbewegung stammt. Daneben war ein Büchertisch aufgebaut und es gab Erbeerkuchen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus den Landkreisen und Städten Börde, Bonn, Lüchow-Dannenberg, Diepholz, Friesland, Gifhorn, Hannover, Hamburg, Ilm-Kreis, Lüneburg, Nienburg, Nordvorpommern, Stormarn, Paderborn, Rotenburg/Wümme, Ratzeburg, Soltau-Fallingbostel, Stendal, Schmalkalden-Meiningen, Uelzen, Verden, Harburg, Wolfsburg.
Artikel von der „Antifa-Koordination Lüneburger Heide“, außerdem zu finden bei Indymedia: de.indymedia.org/2011/05/306599.shtml